Glück im Unglück

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Vor 4 Wochen schien die WM nach einem Unfall ins Wasser zu fallen, doch ich hatte Glück. Ich erholte mich rechtzeitig und stehe Morgen voll einsatzfähig am Start zu meiner 4. WM.

Mitte Juli reiste ich ins Engadin an die Swiss O Week. Als WM-Sprinter machte es aber wenig Sinn viel Zeit im alpinen Gelände zu verbringen und startete deshalb nur an drei von sieben Etappen. Daneben trainierte ich auf den neu aufgenommenen Sprintkarten im ganzen Engadin. Es hätten 10 Sprints werden sollen, doch beim achten geschah Unerwartetes. In einem Sprintstaffeltraining zusammen mit zwei Kaderkollegen brausten wir durch die engen Gassen in Sent im Unterengadin. Als ich um eine Hausecke kurvte, wurde mein Training abrupt gestoppt. Ein Auto hat mich angefahren. Es holte mich von den Füssen,
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landete aber wieder auf dessen. Ich wollte schon fast mit dem Training fortsetzen ehe ich die Schmerzen zu spüren bekam. Ich dachte ich könne die WM begraben. Doch ich hatte Glück im Unglück und scheinbar Knochen aus Stahl. Ich habe mir beim Zusammenprall nichts gebrochen, nur eine Prellung am Wadenbein eingefahren, die jedoch schmerzharft sein soll.

Es verblieben knapp 4 Wochen bis zur WM. Die vierte konnte ich schon mal streichen und hoffte fürs WM-Trainingslager wieder einsatzbereit zu sein. Die ersten Tests mit Joggen misslangen, die Schmerzen waren zu stark. Mein Sportarzt gab mir trotzdem grünes Licht ins WM-Trainingslager zu reisen und ich begann dort meine ersten Schritte. Vorerst schmerzend, leicht hinkend. Bei jedem weiteren Training kam jedoch einen Fortschritt dazu und ich lernte mit dem Schmerz umzugehen. Rasch lief ich auch wieder schnell, musste einfach ein bisschen auf die Zähne beissen. Die Zeit arbeitete für mich und so liess der Schmerz langsam nach. Bis zur Abreise an die WM ist der Schmerz fast verschwunden. Wenn ich am Morgen am Start stehe, wird das Bein kein Thema mehr sein und ich kann mich voll und ganz aufs Technische konzentrieren.

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Mein WM-Einsatz ist kurz und heftig. Am Samstag findet sowohl die Qualifikation als auch der Final im Sprint statt. Tags darauf kämpfe ich ebenfalls mit der Sprintstaffel um eine Medaille. Alle drei Sprints finden im idyllischen Hafenstädtchen Strömstad statt, wo uns Läufer und Zuschauer sicher etwas Spannendes geboten wird. Besonders freue ich mich auf die 30 mitreisenden Fans aus meinem Fanclub, wo ich mich nach meinen Einsätzen dazugeselle um das Schweizer Team anzufeuern.