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Hakuna Matata Kenia
Angekommen in Iten fällt schnell auf, dass es viele Läufer gibt. Kleine und grosse Gruppen entgegnen uns und immer wiedermal befindet sich ein Weisser, hier genannt «Mzungu», darunter. Für die 3 Wochen gastierten wir im Hotel Kerio View, das bekannteste und das mit dem besten Essen, sagt man. Das Essen war tatsächlich keine grosse Umstellung. Trotzdem kann es im Zusammenhang mit der schlechteren Wasserqualität und dem harten Training in der Höhe zu Magenprobleme führen. Die Akklimatisation an die Höhe war wesentlich anspruchsvoller. Dies äusserte sich durch erhöhten Puls und Atemfrequenz beim lockeren Joggen oder sogar beim Treppensteigen, aber auch durch einen oberflächlichen Schlaf mit vielen Aufwachphasen.
Im Hotel untergebracht sind fast nur Sportler, aber nicht nur Läufer. Das an der Klippe eines 1'200 m tiefen Tales stehende Hotel ist durch die vorherrschende Thermik der perfekte Ausgangsort für Gleitschirmflieger. Von den europäischen Läufern gab es Marathon- sowie Mittelstreckenläufer aus ganz Europa. Neben dem «fastest farmer» Wägeli bestand unsere Trainingsgruppe aus 3 weiteren Schweizer Marathonläufern (Armin Flückiger, Christoph Gmür, Maja Neuenschwander). Meistens trainierten wir in unser Schweizer Gruppe - für einige harte Trainings schlossen wir uns mit den Deutschen zusammen. Mit den Kenianern trainierten wir nur zweimal – ein Fahrtspiel, wo über 100 Läufer mitmachten. Ich befand mich irgendwo im Mittelfeld. Das war schon eindrücklich zu sehen wie viele schnelle Läufer alleine hier in Iten leben und trainieren, wobei mir auch Frauen um die Ohren liefen.Wir trainierten immer zweimal täglich, wobei am Nachmittag das Laufen manchmal durch Kraft oder alternativ auf dem Spinning Velo ersetzt wurde. Die erste Trainingseinheit am Morgen startete jeweils um 7:30 nüchtern ohne Frühstück direkt vom Hotel. Damit nutzten wir einerseits die angenehmen Temperaturen um 20°C – über Mittag stieg es über 25°C – und andererseits den Umgang mit den vorhandenen Reserven sowie die ausgeglichenen Erholungsphasen zwischen jedem Training. Das war für mich ungewohnt und meine Batterien waren nach 1h leer. Dazu kam, dass der morgendliche Lauf immer das qualitativere Training des Tages bedeutete. So ass ich kurz vor dem Training eine Banane oder einen Riegel, damit ich zumindest Etwas im Magen habe. Dass dies Gewöhnungssache ist, habe ich bereits nach einer Woche gespürt nachdem ich schon besser darauf ansprach.
Die zweite Schwierigkeit waren die hohen Umfänge. Währenddem Wägeli rund 200 km pro Woche abspulte, lief ich 140 km. Distanzmässig ist das für mich Rekord, nicht aber in Laufstunden, weil das Tempo bei Long Runs und manchen lockeren Einheiten höher waren als ich es praktiziere. Meine «Footings» laufe ich oft in einem Schnitt von 5min/km - in tendenziell hügeligerem Gelände - währenddessen die Leichtathleten gerne 30 Sekunden pro Kilometer schneller laufen. Wir liefen immer direkt vom Hotel los auf den mit Steinen durchsetzten Sandwegen (dirt roads). Für die Long Runs begleitete uns jeweils ein Taxi, ein sogenanntes «Matatu», damit wir uns regelmässig verpflegen und anschliessend damit wieder nach Hause fahren konnten. Dies ermöglichte uns andere Strecken zu laufen (von A nach B), was es abwechslungsreicher machte, und einen frühzeitigen «Abbruch» des Trainings, was ich bei den Long Runs über 30 km nutzte. Weiter muss man auch berücksichtigen, dass sich die Marathonläufer in der Endphase der Vorbereitung auf den ersten Wettkampf der Saison befinden und ich noch voll im Grundlagenbereich trainiere.
Thurgauer Zeitung Artikel:
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