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Eine WM zum vergessen

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Die Heim-WM hätte ein Karriere-Highlight werden können, doch sie endete mit einer riesigen Enttäuschung.

Im Vorfeld sieht man sich selbst aufs Treppchen steigen und träumt davon Weltmeister zu werden. Dieser Traum geht aber nur für ganz wenige in Erfüllung, und für andere ist es sogar ein Albtraum. Für mich war die WM eine zum Vergessen. Zwei extrem schwierige Wettkampftage haben Spuren hinterlassen. Einerseits die grosse Enttäuschung über die erbrachte Leistung und andererseits viel Pech mit einem Kratzer im Auge, der meine nächste Chance begraben liess. Diese zwei Riesendämpfer sind schwer zu verkraften und wird Zeit brauchen bis die Wunden verheilt sind.

Die Emotionen nach einer solchen Enttäuschung zeigen mir, wie sehr ich es gewollt hatte, in Flims zu zeigen, was ich draufhabe. So viel habe ich in dieses Projekt Heim-WM gegeben. Mit dem Umzug nach Davos habe ich Commitment gezeigt, wie kein anderer. Das Training in der Höhe war sicher ein Vorteil. Als Profi habe ich alles dem Sport untergeordnet. Alles war bereit für Topresultate. Die Form kam spät, aber gerade rechtzeitig. Der Sieg am Selektionslauf gab mir Selbstvertrauen und Sicherheit, dass ich auch in zwei Wochen an der WM bereit sein werde. Dazwischen im WM-Vorbereitungstrainingslager gab es aber wieder Momente, wo es nicht gut lief. Die Sicherheit war nicht breit abgestützt und ich wusste, dass der Grat zwischen Kontrolle und Risiko sehr schmal ist, speziell im Felssturzgebiet und an einer WM zu Hause.

Mitteldistanz Qualifikation
Die Qualifikation über die Mitteldistanz war verkrampft. Ich lief mit zu viel Sicherheit, so dass ich nicht so OL machte wie gewohnt - vorsichtig, inkonsequent, Umlaufrouten, zu wenig aggressiv. Es war mir klar, wenn ich im Final eine Medaille gewinnen will, muss ich offensiver laufen, so wie ich es mir gewohnt bin. Offensiv und doch kontrolliert, das ist der Schlüssel zum Erfolg - einfacher gesagt als getan.

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Mitteldistanz Final
Die Hoffnungen auf eine Medaille musste ich bereits beim 1. Posten begraben. Ich war irgendwie überfordert und wusste nicht, was ich auf dieser Teilstrecke sehen muss, um den Posten sicher anzulaufen. Ich lief unkontrolliert über die beiden Wege und versuchte mich an irgendwelchen Objekten aufzufangen, chancenlos. Ich wusste ich bin in Postenraumnähe, doch ich hatte keine Anhaltspunkte und mir fehlte der kühle Kopf. Zwei Minuten sind vergangen, bis ich die Flagge erblickte. Ein Horrorstart und mir war klar, das war's. Mir war auch sofort bewusst, jetzt laufe ich für ein gutes Gefühl für die morgige Staffel. So kam ich wieder in einen guten Rhythmus und lief ein stabiles Rennen, ehe ich nochmals einen Parallelfehler einzog, der den Schlussaufstieg ins Ziel sehr hart anfühlen liess.

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Im Ziel war ich am Boden zerstört. Ich dachte auch sofort an die Staffel. Morgen muss es klappen. Ich zog mich zurück und liess der Enttäuschung Platz. Ich brauchte meine Leute, die mich wieder aufbauten. Ein paar Stunden später war ich so weit und konnte die Enttäuschung hinter mir lassen und auf die nächste Chance blicken - und was für eine mit dem Bruder und dem frischgebackenem Weltmeister. Leider verspürte ich im Verlaufe des Abends ein aufkommender Schmerz im Auge. Ich erinnerte mich an einen Tannenast, der mein linkes Auge streifte während dem Mitteldistanz Wettkampf. Ich kenne mich mit einer solchen Verletzung aus und behandelte sie rasch mit Augentropfen. Es ist oft so, dass der Schmerz über Nacht schlimmer wird. Leider kam es genauso und das Auge hat sich entzündet. Es war eine Nacht mit wenig Schlaf und das Erblicken des Tageslichtes am Morgen war überhaupt keine Freude für mein Auge. Mit unserem Teamarzt versuchten wir das Möglichste, damit ich das Auge überhaupt öffnen kann. Bei einem Testjogging mit Karte merkte ich dann aber rasch, dass es sich komisch anfühlte. Ich sehe die Objekte und Linien auf der Karte unscharf. Ich musste hinstehen, um es klar zu sehen. Das Gleichgewicht war auch nicht im Lot. Es war klar, so sollte ich nicht starten und kann es fürs Team nicht verantworten. In dem Moment ist in mir eine kleine Welt zusammengebrochen, wollte ich doch meine zweite Chance nutzen und einen Teil der Schweizer Festspiele werden. Es war ein schwieriger Moment meinen Teamkollegen zu erklären, dass es nicht geht und das so kurzfristig. Die Ersatzläufer waren noch am Schlafen und hatten keine Ahnung, dass es mir nicht gut geht. Dass wir nun auf Plan B umsteigen mussten, fiel mir jedoch nicht schwer, denn mit Flo und Joey, wusste ich, dass es keine Schwächung des Teams darstellte. Joey wurde auserwählt und ich versuchte ihn so gut wie's geht zu unterstützen und zu informieren, was auf ihn zukommen wird und was wir im Team vorbereitet haben. Ich hatte ein gutes Gefühl, doch für mich war die WM vorbei.

20230716WMStaffelSRF
Das SRF hat mich angefragt, ob ich bei der Live-Übertragung für ein Interview vorbeikäme und erklären kann, wie es zum Wechsel kam. Ich sah es als Chance mich doch noch im Fernseher zu zeigen, auch wenn nur als Nebenrolle. Und es fiel mir auch nicht schwer vor die Kamera zu stehen und Auskunft zu geben, obwohl ich enttäuscht und frustriert war. Am Staffeltag funktionierte noch mein Verstand und die Emotionen kamen erst am Tag danach.

20230713WMFanclub
Ich werde, abgesehen von meinen Resultaten, die WM auch in guter Erinnerung behalten können. Die WM-Organisatoren mit allen freiwilligen Helfern haben für klasse Wettkämpferlebnisse an einem wunderschönen Fleck gesorgt. Viele meiner Freunde und Fans haben vor dem Fernseher oder vor Ort mitgelitten und mich versucht aufzubauen. Mit dem Team erlebten wir sowohl eine super Vorbereitung als auch Schweizer Festspiele. Gerade die Medaillen am ersten Wettkampftag waren sehr wichtig für die Stimmung im Team. Ich danke euch allen und meinen Sponsoren und Unterstützern, die mir das Privileg als Profisportler zu leben ermöglichen!

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